Der Rössli Saal im gleichnamigen Event- und Kongresszentrum in Oensingen bot den grosszügigen Rahmen für den vierten Sing- und Stimmbildungstag, wiederum organisiert von Edith Ursprung und dem Vorstand-Team des Solothurner Kantonal-Gesangsvereins als kantonaler Dachverband der Chöre. Patrick Secchiari, leidenschaftlicher Chordirigent und Stimmbildner aus Bern, übernahm wie bei der letztmaligen Durchführung im Jahr 2018 die inhaltlich lehrreiche Umsetzung sowie die humorvolle gesangliche Leitung.

«Ich bin glücklich, dass dieser Tag stattfinden konnte, dies war ein wichtiges Zeichen für die Sänger*innen und Chöre» sagte er im Anschluss daran mit Blick darauf, dass es coronabedingt nach einer kurzfristigen Absage im Vorjahr einen zweiten Anlauf dazu brauchte. Chorsingen war seit dem Beginn der Pandemie während zwei jeweils mehrmonatigen Unterbrüchen nicht möglich, ist jetzt aber erfreulicherweise wieder am Aufblühen.

Rund vierzig Chorsängerinnen und Chorsänger strömten aus allen fünf Amteien des Kantons erwartungsvoll zusammen, um für sich Neues über die Stimme allgemein und beim Singen im Besonderen zu erfahren und das Chorsingen in einer grossen Gruppe zu erleben.

Bereits der Anfang erwies sich als höchst anspruchsvoll und dennoch heiter. Patrick Secchiari zeigte Bewegungs-, Rhythmus- und Einsingübungen, die durch gedankliches Abzählen von zunehmend hinzugefügten Auslassungen immer komplexer wurden. Und auch das darauffolgende Willkommenslied mit englischem Text erforderte für die passende Choreografie die volle mentale Aufmerksamkeit.

«Die Farben der Stimme werden auch durch gezieltes Wechseln oder Mischen von Kopf- und Bruststimme geprägt» erklärte der umtriebige Kursleiter und unterstrich dies anschaulich daran, dass wir ‘Lueget vo Bärg und Tal’ eher kopfig singen, während zu ‘Du fragsch mi wär i bi’ eher die vollere Bruststimme passt. «Singen ist immer auch erzählen» war ein weiterer einprägsamer Tipp, welcher intuitiv auch bei unbekannten Liedern eingesetzt werden kann, sobald einem der Inhalt des Liedtextes insbesondere bei Fremdsprachen bewusst wird. Hilfreich sind auch ungewohnte Assoziationen, indem zum Beispiel eine Passage ‘’grün’’ gesungen wird, und bei der nächsten von ‘’erdig’’ auf ‘‘verliebt’’ gewechselt wird.

Eine Freiluftpause auf der sonnigen Balkonterrasse verschaffte neue Energie für die zweite Runde, und zum Schluss sang eine nur für den heutigen Tag gebildete Grossformation von Sängerinnen und Sängern die einstudierten Lieder in ihren vielfältigen Farben, bevor alle zufrieden und mit neuen gesanglichen Eindrücken nach Hause gingen, die sie hoffentlich in ihre angestammten Chöre einfliessen lassen.


Hinweis: Der Sing- und Stimmbildungstag fand am 23.10.2021 statt.